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Machen wir unsere Lehrlinge selbst zur Generation NO WORK statt NEW WORK?

Machen wir unsere Lehrlinge selbst zur Generation NO WORK statt NEW WORK? Diese Frage ist bewusst provokant gewählt und hoffentlich eine ehrliche Diskussion wert. 

Wir beschäftigen uns seit Jahren damit Lehrbetriebe zu unterstützen, motivierte, qualifizierte und loyale Fachkräfte aus der Lehrlingsausbildung übernehmen zu können. In vielen Fällen gelingt das auch. Natürlich ist dem „New Work Ansatz“ einiges abzugewinnen und auch die Qualitätssteigerung in der Lehrlingsausbildung kann und muss in vielen Bereichen damit Hand in Hand gehen, um zukunftsfähig zu sein.

Wenn wir allerdings mit der Situation konfrontiert sind, dass Jugendliche immer öfter nach einer Lehre in Teilzeit, nach einem Sabbatical im 2. Lehrjahr oder nach Remote-Work-Möglichkeiten in einem Handwerksbetrieb fragen, läuft irgendetwas nicht ganz rund, oder? Eine vorsichtige Vermutung ist, dass die Verzweiflung der Unternehmen bei der Suche nach passenden Lehrlingen in Kombination mit kreativen Marketingabteilungen zu einer gefährlichen Mischung werden kann, die ein verzerrtes Bild von der Berufswelt darstellt. Das Bild das gezeichnet wird schreit oft „NO WORK“ statt „NEW WORK“. Da Enttäuschung bekanntlich die Differenz zwischen Erwartung und Realität ist, besteht eine enorme Gefahr darin die Erwartungshaltung bei jungen Menschen im falschen Kontext zu erhöhen. Diese kreativen Überzeichnungen sind aber momentan an jeder Ecke zu sehen.
Vielleicht sollten wir uns einige Fragen stellen, wie z.B.:

  • Welche Botschaften vermitteln einige Unternehmen mit großer Strahlkraft durch Employer Branding und welche Erwartungshaltung entwickeln junge Menschen dadurch?
  • Was macht diese Art der Arbeitgeber Markenbildung mit der kommenden Generation an Lehrlingen, die zu 80% in KMU ausgebildet werden?
  • Wie können wir der Jugend einen realitätsnahen und trotzdem motivierenden Zugang zur Berufswelt ermögliche?
  • Wie kommunizieren wir der Jugend, dass Freiheit erst durch Kompetenz entstehen kann?
  • Wie können wir vermitteln, das „New Work“ ein noch höheres Maß an Selbstdisziplin und ein noch breiteres Kompetenzprofil als die reine Fachkompetenz erfordert, ohne die Fachkompetenz allerdings gar nichts geht?
  • Wie gehen wir mit der Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Fähigkeiten der Jugendlichen und den Anforderungen im Lehrbetrieb um und wie zeigen wir den jungen Menschen eine Zukunftsperspektive auf, in der sie für sich selbst eine Entwicklungsmöglichkeit sehen, ohne sie zu überfordern?

Gleich eines vorweg: Die Verantwortung dafür liegt bei uns selbst!
Mit uns selbst meinen wir beispielsweise uns als Eltern, das gesamte soziale und digitale Umfeld der Jugendlichen, die politischen „Gestalter“ des Bildungssystems und die „Umsetzer“ des Konzepts der öffentlichen Bildung, und natürlich die Unternehmen, die Lehrstellenmarketing betreiben.

Was denkt ihr? Wie müsste ein Lehrstellenmarketing aussehen das attraktiv und gleichzeitig realitätsnah ist?